KI-Stimmen in "Skyrim"-Mods: "Eklig", "abscheulich" und "ein Schlag ins Gesicht"

Modder haben die Stimmen von Synchronsprechern mit KI-Tools kopiert, um Addons für das Rollenspiel "Skyrim" zu entwickeln. Die Sprecher verurteilen das scharf.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 419 Kommentare lesen

Der Screenshot aus "Skyrim" zeigt Rüstungs-Mods für das Rollenspiel, die in der "Anniversary Edition" enthalten sind.

(Bild: Bethesda)

Lesezeit: 4 Min.

Mit KI-Tools wie ElevenLabs lassen sich Stimmen kopieren und mit beliebigen Texten füttern. Das nutzen Modder aus der Szene von "The Elder Scrolls 5: Skyrim", um Modifikationen für das Spiel mit zusätzlichen Quests und Funktionen zu veröffentlichen – unterstützt von den KI-generierten Stimmen der Original-Synchronsprecher, die täuschend echt klingen. Mehrere Sprecher haben dieses Vorgehen nun scharf kritisiert.

Grundlage für die Kritik ist eine vom Nutzer "Robbie" ins Netz gestellte Liste mit Synchronsprechern, deren Stimmen bereits für "Skyrim"-Mods kopiert wurden. Dabei handelt es sich um inoffizielle Zusatzpakete für das Rollenspiel, die von Nutzern entwickelt und in der Regel gratis heruntergeladen und installiert werden können. Die KI-kopierten Stimmen der Voice Actor können etwa dafür eingesetzt werden, stinknormale NPCs zu wichtigen Begleitern mit umfassenden Quest-Kommentaren aufzuwerten. In vielen Fällen würden die KI-Stimmen auch für pornografische Zusatzinhalte für "Skyrim" genutzt, schreibt "Robbie".

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das Magazin Gamesradar hat Reaktionen von Synchronsprechern auf die Liste zusammengetragen. Elisa Gabrielli, die englische Stimme der "Skyrim"-Figur Maven Schwarz-Dorn, bezeichnet das Vorgehen in einem Twitter-Post als "verstörend". Synchronsprecher Ryan Laughton nennt die KI-Stimmen "verdammt eklig" und besonders bei pornografischen Inhalten "abscheulich". Und die National Association of Voice Actors schreibt: "Der Schaden, den Synchronsprecher und Spielefirmen durch KI und synthetische Stimmen erleiden, ist real und greifbar."

Gehostet werden die meisten der "Skyrim"-Mods mit KI-Stimmen auf der Webseite Nexus Mods. Das Unternehmen hinter der Modding-Webseite verbietet KI-Stimmen grundsätzlich nicht. Stattdessen bietet es an, einen Mod zu löschen, wenn sich ein Rechteinhaber mit einem gerechtfertigten Anspruch meldet. In der Praxis ist das für viele Synchronsprecher schwierig, weil täglich hunderte Modifikationen bei Nexus Mods hochgeladen werden. "Skyrim"-Entwickler Bethesda stellt der Community Tools zum Modden bereit, kontrolliert die damit erstellten Inhalte in der Regel aber nicht.

Stimmen sind für die Modding-Community von "Skyrim" seit Jahren ein hohes Gut: Um ihre Visionen zu realisieren, nutzen Modder häufig bereits im Spiel vorhandene Voice Lines, die sie aufteilen und zu neuen Sätzen zusammenschneiden ("Splicing"). Andere sprechen die Stimmen selbst ein oder heuern Sprecher an – zumeist auf unbezahlter Basis.

Das Aufkommen von KI-Tools wie ElevenLabs ist daher ein Eldorado für "Skyrim"-Modder. In den vergangenen Monaten wurden gleich mehrere Mods veröffentlicht, die der notorisch stummen Hauptfigur in Dialogen eine Stimme geben – etwa die von "Ciri" aus "The Witcher 3: Wild Hunt". Die Debatte um den unautorisierten Einsatz von KI-Stimmen wurde von vielen Community-Mitgliedern lange nur ungern geführt. Ein häufiges, zu kurz gedachtes Argument: Die Modder hätten ja ohnehin keine Synchronsprecher bezahlt, entsprechend würden den Betroffenen keine Einnahmen entgehen.

Das grundlegende Problem geht weit über die Modding-Community von "Skyrim" hinaus: Mit Tools wie ElevenLabs ist es praktisch jeder Person möglich, die Stimme eines Menschen mit kurzen Sprachschnipseln zu kopieren. Weil die Tools schnell dazulernen, klingen die KI-generierten Aussagen immer echter. Auch Synchronsprecher, die nicht an "Skyrim" beteiligt sind, haben sich daher in die Debatte eingeschaltet.

Jennifer Hale, die zu den bekanntesten Personen des Geschäfts zählt und unter anderem die weibliche Commander Shepard in "Mass Effect" spricht, schreibt auf Twitter: "Um es kristallklar zu machen: Wenn du keine schriftliche Genehmigung zur Verwendung meiner Stimme hast, dann hast du hast keine Erlaubnis, meine Stimme zu benutzen, einschließlich KI-Nutzung. Es doch zu tun, ist eine Verletzung meiner Rechte und ein Schlag ins Gesicht."

(dahe)